[Anleitung] Handquilten

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Meine Projekte quilte ich am allerliebsten mit der Hand. Ich finde diese Arbeit sehr meditativ, sie trainiert meine durch einen Unfall geschädigte Hand und Schulter und – ganz ehrlich: Wer macht schon Sport, wenn er stattdessen Handarbeiten kann? 😇😇😇 Spaß beiseite, natürlich mache ich meinen Sport und mein tägliches Physiotraining, um einigermaßen schmerzfrei zu sein- aber ich mag auch einfach die handgequiltete Optik sehr gerne.

Fürs Quilten nehme ich eine möglichst lange, dünne Nadel mit dünnem Nadelöhr, sonst braucht man sehr viel Kraft, um sie durch mehrer Lagen Material zu schieben. Außerdem nutze ich gerne Quiltgarn, das ist besonders vorbehandelt und verdreht sich nicht. Wenn ich das nicht zur Hand habe, nutze ich etwas kräftigeres Denim- oder Knopflochgarn und lebe damit, dass sich der Faden schon mal beim Durchziehen etwas verheddert und ich ihn vorsichtig wieder entwirren muss.

Zuerst sichere ich den Nahtanfang möglichst unsichtbar. Da man einen Quilt ja von beiden Seiten benutzt, fällt also die Möglichkeit, das Fadenende mit einem fetten Knoten zu sichern, eher raus.

Nahtanfang Quilt verstecken

Also steche ich flach mit der Nadel zwischen die Stofflagen, ca. 5-6cm von der Stelle entfernt, wo ich meine Steppnaht beginnen will. Dabei lohnt sich immer mal wieder der Blick auf die Rückseite, ob nicht aus Versehen dort irgendwo die Nadel zu sehen ist und man mit zu viel Schwung durch das Paket hindurch anstatt mitten zwischen gestochen hat.

Nahtanfang sichern 2

Möglichst an der Stelle, wo meine eigentliche Steppnaht beginnen soll, steche ich aus dem Stoff wieder nach draußen.

Fadenende stehen lassen

Ich ziehe den Faden durch und lasse ein kleines Fadenende herausgucken, damit ich sicher bin, dass ich ihn nicht zu weit durch den Stoff ziehe, denn ich möchte möglichst diese 5-6 cm Fadenende innerhalb des Quilts stehen lassen. Den kleinen Fadenschnipsel schneide ich in der Regel dann ab, wenn ich meinen Nahtbeginn vollständig gesichert habe.

Jetzt kommt der Teil, der immer ein bisschen knifflig ist – ich sichere den Faden, in dem ich einen möglichst kleinen Rückstich über 2-3 Gewebefäden oder max. 1mm Stoffbreite mache und steche beim Ausstechen durch die Öffnung, aus der mein Faden ursprünglich herauskommt und DURCH den Faden hindurch.

Durch den Faden stechen
Hier seht ihr, wie ich in den Stoff einsteche, um möglichst aus derselben Öffnung wieder heraus zu kommen, aus der mein Faden jetzt schon heraus kommt.
Durch den Faden stechen
Wenn ihr genau hin schaut, seht ihr, dass ich mit der Nadelspitze genau mittig durch den austretenden Faden hindurch gestochen habe

Für diesen Stich brauche ich immer einige Zeit – und manchmal muss ich auch mehrfach ansetzen, bis ich genau die Fadenmitte treffe. Aber das ist wirklich wichtig, damit dieses Art der Fadensicherung zuverlässig funktioniert.

Faden anziehen

Jetzt ziehe ich den Faden mit etwas Gefühl fest. Dadurch, dass ich durch den Faden selbst gestochen habe und hinter der Stichstelle unsichtbar zwischen den Stofflagen noch genug Fadenende übrig ist, habe ich meinen Faden dauerhaft gesichert, ohne dass es auf der Oberfläche groß zu sehen ist. Jetzt kann ich das kleine Fadenende, was mitten aus dem Stoff schaut, getrost, abschneiden. (Was ich hier im Eifer des Fotografierens vergessen habe…)

Nun kann das eigentliche Quilten beginnen. Dafür streiche ich immer zwischendurch die Stofflagen wieder glatt und versichere mich, dass sich nichts verschoben hat. Denn auch, wenn ich meinen Quilt wie hier durch Nadeln in regelmäßigen Abständen gesichert habe, passiert es dann und wann. Also immer mal wieder kontrollieren…

Quiltstich

Zum Quilten schiebe ich die Nadel ganz einfach hoch-runter-hoch-runter durch den Stoff, immer so, dass ich (je nach Material) 3-4 Stiche auf der Nadel habe und wieder oben heraus komme. Dadurch ist es einfacher, eine gerade Linie zu erzeugen, als wenn ich immer von oben einstechen, den Faden durchziehen, und von unten (wo ich es ja nicht sehen kann) wieder nach oben ausstechen müsste. Die Stofflagen halte ich mit Daumen und Zeigefinger meiner linken Hand (ich quilte mit der rechten) zusammengedrückt und führe sie vor der Nadelspitze, in dem ich das Stoffpaket nach oben biege, um einzustechen und nach unten biege um wieder auszustechen. Auf diese Weise sorge ich dafür, dass ich auf jeden Fall das ganze Stoffpaket durchsteche und die Stiche auf der Rückseite auch möglichst gleichmäßig ausfallen.

Quilt-Faden anziehen

Beim Anziehen des Fadens braucht es ein wenig Fingerspitzengefühl, damit die Stofflagen gleichmäßig verbunden sind, ohne dass sich der Quilt zu sehr zusammen zieht und kräuselt.

Wenn das passiert ist, kann man den Stoff sanft in die Richtung des offenen Nahtendes streichen, damit wieder etwas mehr Faden zwischen die Stofflagen rutscht. Allerdings muss man das direkt tun, wenn erst einmal alles fertig ist, ist es leider zu spät dazu.

Quilt-Oberseite
So in etwa sollte Deine Steppnaht auf der Oberseite aussehen
Quilt-Rückseite
Und genauso auf der Rückseite 🙂

Das Fadenende sichere ich genauso wie den Fadenanfang: Ich steche mit einem kleinen Stich rückwärts durch das Loch, aus dem der Faden heraus kam, wieder durch den Faden mittig hindurch und knapp daneben in den Stoff und zwischen die Lagen zurück. In 5-6 cm steche ich irgendwo aus dem Inneren nach außen und schneide das Fadenende knapp über dem Stoff ab.

Viel Spaß beim Quilten! Schreib mir gerne und zeig mir Dein fertige Projekt! Wenn Du irgendetwas nicht verstanden hast oder Anregungen hast, was dieser Anleitung noch fehlt, bin ich über Hinweise immer dankbar.

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3 thoughts on “[Anleitung] Handquilten

  1. Gabi Kaiser says:

    Liebe Mary, danke für das handquiltanleitungsviedeo. Ich versuche mich gerade in dieser Technik, allerdings werden meine Stiche nicht gleichmäßig…, gibt es da einen Trick? Ich steche wirklich wie Heftstiche, bei der Elster miller habe ich aber in dem Schema so einen rückstich gesehen? Was ist besser?
    Vielen Dank für eine Antwort,
    Liebe Grüße
    Gabi

    Antworten
    1. marietta says:

      Liebe Gabi, danke für Deine Nachfrage! Es gibt generell unterschiedliche Möglichkeiten, den Handstich beim Quilten zu gestalten, da geht es ein wenig nach der persönlichen Vorliebe – und die findet man durch ausprobieren… Außerdem: Ganz gleichmäßig werden die Stiche nie – sonst könnte man ja auch eine Maschine nehmen, nicht wahr?
      Um trotzdem ein möglichst gleichmäßiges Ergebnis zu bekommen, hilft es manchmal, die Stichlänge generell anzupassen. Je nach Einlage quilte ich auch mit größeren oder kleineren Stichen (Faustregel: dicke Einlage – größere Stichlänge, dünnere Einlage – kleinere Stichlänge). Dadurch wird das Arbeiten fließender und gleichmäßiger. Und ansonsten ist es wie bei vielen Dingen, die man mit den Händen macht: Übung macht den Meister. Das Gefühl, was sich in den Händen entwickelt, um in diesen gleichmäßigen Arbeitsflow zu gelangen, wächst mit dem Tun. Ich hoffe, dass Dir das weiter hilft?
      Liebe Grüße
      Mary

      Antworten

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